Sanitärwende

Urin spenden mit der P-Bank

P-Bank Häuschen

WAS HAT URIN SPENDEN MIT LEBENSMITTELKNAPPHEIT ZU TUN?

Was kann man mit Urin eigentlich so alles machen? Gegen einen Baum pinkeln, das Klo runterspülen. Manche Menschen schwören auf Eigenurin-Behandlungen bei Hautentzündungen. Im China unter Mao musste die Bevölkerung ihren Urin zunächst für die Düngung kommunaler Felder abgeben, bevor er auf den eigenen Flächen ausgebracht werden durfte. Aus gutem Grund!

Urin ist gewissermaßen die Gojibeere und das Quinoa-Körnchen unter den menschlichen Ausscheidungen, wahres Superfood für den Acker. Denn Urin enthält wichtige Nährstoffe, die Pflanzen für das Wachstum benötigen: Stickstoff, Phosphor, Kalium.

Derzeit spülen wir eben diese wichtigen Nährstoffe über das Abwasser­­system ungenutzt ins Nirvana. Zusammen mit der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt), der Bauhaus-Universität Weimar und unseren Freunden von werkhaus läuft seit Mai 2019 ein spannendes Pilotprojekt auf dem bauhaus Campus in Weimar: die P-Bank!

Die Idee: “Wir wollen mit der P-Bank zeigen, dass es relativ einfach ist, den über Urin ausgeschiedenen Phosphor in einen Dünger zu verwandeln”, so Prof. Jörg Londong, Leiter der Professur Siedlungswasserwirtschaft am Bauhaus-Institut für zukunftsweisende Infrastruktursysteme der Bauhaus-Universität Weimar.

Mithilfe der sogenannten No-Mix-Toilette und wasserlosen Urinalen kann ab sofort jeder seinen Urin spenden, um daraus wertvolle Rohstoffe zu gewinnen. “Phosphor ist eine endliche und durch nichts anderes zu ersetzende Ressource, knapper als Erdöl”, fährt Londong fort. »Über Abwasser und Gülle wird Phosphor dispers in Gewässer verteilt und letztlich verschwendet - das wollen wir ändern«.

Seit Jahren forscht die Bauhaus-Universität Weimar an Ideen für einen neuen Umgang mit Abwasser und entwickelt neue Lösungsvorschläge. Mit der P-Bank wollen die Forscher im Bauhaus-Jubiläumsjahr zeigen, dass sich die Universität aktiv mit gesellschaftlich relevanten Fragen auseinandersetzt und diesen ungewöhnliche, zum Teil radikale Ansätze entgegensetzt.

Hinter dem Testballon steckt eine große Vision: Durch die Gewinnung von Dünger aus Urin entfallen teure Düngemittelimporte. Vor allem Länder und Bauern aus dem Globalen Süden wären nicht mehr abhängig von der Willkür multinationaler Konzerne, die ihren Kunstdünger ausschließlich profitorientiert verkaufen.

Die Relevanz von Phosphat für das Leben und dessen Endlichkeit wurde bereits 1959 durch Isaac Asimov in seinem Essay „Life’s bottleneck“ (Asimov, 1959) dargestellt. Durch menschliche Aktivitäten (wie Abbau und Gebrauch) wird Phosphat diffus in der Umwelt verteilt und der langfristige Zugang zu diesem lebensrelevanten Nährstoff erschwert.

Die derzeitig weltweit verfügbaren Phosphatreserven werden aktuell vom U.S. Geological Survey auf 70 Milliarden Tonnen Phosphatgestein geschätzt (US GS, 2018). Die Weltressourcen (weitere Reserven, deren Abbau unter heutigen Gesichtspunkten nicht rentabel erscheint) werden auf mehr als 300 Milliarden Tonnen vorhergesagt. Bei einer gleichbleibenden weltweiten Minenproduktion von 263 Millionen Tonnen Phosphatgestein pro Jahr (US GS, 2018) ergibt sich eine statische Reichweite von etwa 300 Jahren für die verfügbaren Phosphatreserven, sowie von mehr als 1.000 Jahren für die Weltressourcen.

Mehr dazu erfahrt ihr in dieser Publikation vom Umwelt Bundesamt, in The story of phosphorus: Global food security and food for thought & in scientists warn of lack of vital phosphorus as biofuels raise demands.

Wir freuen uns, Teil des Projekts sein zu dürfen!

SCHAU DIR DIE P-BANK AN! 

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1 Kommentar

Manuel_mansfeld

Werden wir in Deutschland urin sammeln und wo, wann. Denn wenn es profitable ist Phosphor aus Urin herzustellen brauchen wir mehr Abgabestellen. Ich denke es wären viele Menschen daran interessiert.

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